Still und heimlich starteten Frieda und ich gestern bei der JP/R in Ruhla. Ich hatte mich entschlossen, nicht im Vorfeld über unsere Meldung zu berichten, da ich ohnehin schon nervös genug war und lieber erst im Nachhinein über unser Bestehen oder Nicht-Bestehen schreiben wollte.
Um 4:30 Uhr klingelte der Wecker – oh, weh! Frank hatte sich in helfenhafter Manier bereit erklärt, uns als seelisch-moralische Unterstützung zu begleiten, und so brausten wir zu dritt um 5 Uhr los gen Ruhla, wo um 8 Uhr das Treffen im Suchenlokal anberaumt war. Nachdem wir uns kurz vor dem Ziel noch etwas verfranst hatten, kamen wir halbwegs pünktlich an. Während der ganze Fahrt hatte es bis auf kurze Unterbrechungen wie aus Eimern geschüttet und uns schwante bereits Böses angesichts eines Tags im freien Gelände.
Die Stimmung im Suchenlokal war etwas angespannt. Einerseits verschlafen, andererseits auferegt – so kamen noch nicht viele Gespräche zustande. Die Tatsache, dass neben DRC-Prominenz vor allem noch Züchter und/oder Trainer an der Prüfung teilnahmen, sorgte bei mir für ein gewisses Unwohlsein – ich fühlte mich als totales Greenhorn auf seiner ersten Prüfung einfach fehl am Platze. Nach der Kontrolle der Unterlagen ging es zu Fuß los ins Gelände. Zum Glück war es mittlerweile trocken und wir sollten bis auf einen kurzen Schauer in der Mittagspause vom Wettergott verschont bleiben.
Im Gelände angekommen gab es zunächst eine Begrüßung durch die Jagdhornbläser. Die mittlerweile beträchtliche Anspannung fiel mit der folgenden Ansprache des Richters, Werner Lühring, etwas von uns ab. Er erinnerte uns daran, dass es sich bei der JP/R um eine Jugendprüfung handelte, und wir ganz entspannt sein könnten. Wir sollten völlig unbefangen mit unseren Hunden umgehen, so wie wir dies auch im Training tun würden. Wir sollten uns darauf verlassen, dass das erfahrene Richterteam die Anlagen unserer Hunde auch unabhängig von uns als Führer sicher erkennen würden. Das tat gut!
Anschließend ging es mit dem ersten Fach, der Feststellung der Schussfestigkeit, los. Frieda und ich hatten die Startnummer drei. Bereits beim ersten Schuss war Frieda Feuer und Flamme: Wo? Was? Wie? Jetzt passiert wohl etwas Spannendes! Als wir an der Reihe waren, gab ich Frieda auf Aufforderung des Richters frei. Frieda, die voller Energie und Tatendrang war, flitzte los. Es wurden zwei Schrotschüsse abgegeben – meine Güte, war das laut! Nach jedem Schuss blickte sich Frieda um und fing anschließend sofort an, die Wiese abzusuchen. O.k. – Schussfestigkeit bestanden.
Anschließend ging es los in den Wald, wo als zweites Fach die Freie Verlorensuche geprüft werden sollte. „Dann können die Hunde schonmal ein bisschen Dampf anblassen.“ Ja, das wäre gut – Schrotschuss und Wild, diese Kombination ließ Frieda zu Höchstform auflaufen, und ich hatte meine liebe Mühe, die Dynamitstange an meiner Leine im Zaum zu halten. Alle Prüfungsteilnehmer gaben ihr mitgebrachtes Schleppwild ab und wurden einzeln zum jeweiligen Suchengebiet gerufen. Ich schickte Frieda vier Mal mit „Such“ in das uns zugewiesene Gebiet. Wenn man selbst an der Reihe ist, verliert man etwas das Zeitgefühl, aber ich glaube, sie war ziemlich schnell. Zuerst holte sie zwei Kaninchen, danach eine Ente zügig und ohne weitere Kommanos aus der Deckung und brachte sie mir sogar schön in die Hand. Die Abgabe war bisher immer noch ein kleines Handicap – während wir mit Dummies hier nie Probleme hatten, ließ Frieda das Wild im Training immer gerne zwei Meter vor mir fallen. Die vierte Ente war dann wohl etwas eklig, zumindest zögerte Frieda kurz vorm Aufnehmen. Ein „Apport“ reichte jedoch aus, um sie zu motivieren, sodass sie das ungeliebte Federvieh doch noch zu mir brachte – und kurz vor mir fallen ließ. Allerdings so kurz vor mir, dass es kein ernsthaftes Problem darstellte. Wir hatten das Fach mit „sehr gut“ bestanden!
Als nächstes war die Verlorensuche im deckungsreichen Gewässer an der Reihe. Schrotschuss, Wild und Wasser… hmmm… die extra Portion Temperament und Trieb, die Frieda mitbekommen hat, machte sich (lautlich) bemerkbar. Während die ersten zwei Hunde arbeiteten, ging ich mit ihr auf einem Waldweg hin und her, um sie etwas abzulenken. Wirklich schön bei Fuß sind wir dann nicht zum Startpunkt gekommen, Frieda konnte es einfach nicht abwarten. Andererseits kann man die Richter ja auch nicht warten lassen, also Augen zu und durch. Bewertet wurde schließlich die Wasser- und Bringfreude, nicht die Fußarbeit. Schuss, Ente fliegt, Hund geschickt. Beim ersten Apportkommando startete Freida nicht sofort – ich glaube, sie dachte einfach nicht mehr, dass ich ihr jemals die Erlaubnis erteilen würde. Beim zweiten Kommando hieß es dann aber zisch und weg. Sie nahm den Einstieg schnell, schwamm zügig zur Ente und nahm sie auf. In diesem Moment gab ich den Doppelpfiff, um sie zum direkten Zurückschwimmen zu bewegen. Da die Ente jedoch so nah am gegenüber liegenden Ufer lag und Frieda im Schilf schon stehen konnte, nahm die Madame nach kurzem Überlegen den bequemeren Rückweg um den See herum. Naja, nicht so schön, aber sie brachte mir die Ente dennoch bis in die Hand, sodass alle bewertungsrelevanten Aspekte „sehr gut“ abgearbeitet waren. Frank, der das Ganze aus der Ferne beobachtete, sagte hinterher, Frieda sei sehr schnell im Wasser gewesen. Und er hätte herzlich gelacht, als er ihr Gesicht gesehen habe, wie sie überlegt hat – wo lang gehe ich nun? Tja, die Friedamaus ist immer für eine fixe Idee gut. Und die Seeumquerung vollbrachte sie in einer Geschwindigkeit, als sei sie dort schon 100 Mal langgelaufen. Was will man da sagen?
Die nächste Aufgabe war die Schleppspur. Jedes Gespann gab ein Kaninchen ab und wurde nacheinander zur gezogenen Schleppe gerufen. Im Vorfeld war ich mir bei der Schleppe ja nie so sicher gewesen, denn Frieda überlief aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit öfter mal die Winkel. Heute sollte ich nicht enttäuscht werden. Ich setzte Frieda an und sie… saugte sich fest. Als hätte sie noch nie etwas andere gemacht, arbeitete sie in einem rasanten Tempo genau die Schleppe ab. Den ersten Winkel nahm sie perfekt, danach war sie außer Sicht. Ein paar Sekunden später kam dann über Funk jedoch schon die Meldung „Hund hat aufgenommen und ist auf dem Rückweg“. Die Maus kam in einem Affenzahn mit dem Kaninchen über den Hügel galoppiert und brachte mir das Stück auf direktem Weg in die Hand. Super, Kleine! Ich bin sehr stolz auf dich.
Als letztes Fach kamen Standruhe und Merken an die Reihe – der Walk-up also. Und hier sollte es nochmal spannend werden. Zum Einen, weil Frieda nicht gerade ruhig am Fuß und auch nicht immer leiser war. Zum Anderen, weil sie schon ganz schön durch den Wind und k. o. war, was ihre Aufmerksamkeit etwas beeinträchtigte. Letztlich sollte jedoch ich selbst zum größten Hindernis für meinen Hund werden, weil… ich mich einfach doof angestellt habe. Das Fußlaufen lief zwar nicht perfekt, aber die Leine war in keiner Situation auf Spannung, sodass ich hier gemessen an den Umständen recht zufrieden war. Als wir an der Reihe waren, war ich mir nicht sicher, wann ich Frieda ableinen sollte. Als ich mich umdrehte, um noch schnell einen Richter zu fragen, hieß es schon „Schau nach vorne“! und der Schuss fiel. Weder Frieda noch ich hatten die Fallstelle wirklich markiert, außerdem musste ich Frieda nun vor dem Schicken erst mühsam ableinen. Blöd. Entsprechend suchte sich Frieda zunächst an der alten Fallstelle des vorherigen Marks fest und bekam erst nach einigem Suchen Wind von unserer Ente. Auf dem Rückweg ließ sie das Stück auch noch fallen und kam erst nach motivierenden Rufen von mir zurück. Oh, weh!
Als alle durch waren, wollte Herr Lühring uns und ein weiteres Gespann deshalb nochmal sehen. „Schwarz wurde erst abgelenkt und dann hat Frauchen auch noch Mist gebaut.“ Ein großes Dankeschön an den Richter, dass das nicht der Hund ausbaden musste, sondern der Fehler einzig und allein mir angerechnet wurde. Unsere zweite Chance nutzten wir dann auch. Ich leinte Frieda vor dem Schuss ab und schickte sie direkt nach dem Fallen. Sie markierte punktgenau, nahm auf und brachte die Ente zumindest bis in meinen Umkreis. Ich für meinen Teil war nun fix und alle.
Zurück im Suchenlokal wurden die Unterlagen ausgefüllt und wir bekamen das Ergebnis mitgeteilt. Ein Hund konnte leider nicht bestehen, die anderen waren in der Bewertung alle sehr dicht beieinander. Frieda und ich belegten am Ende einen unglaublichen 2. Platz – das hätte mir vorher keiner erzählen können. 11 und 12 Punkte wurden an diesem Tag an niemanden vergeben, wir erhielten jedoch in allen Fächern außer dem Bringen von Nutzwild 10 Punkte und damit ein glattes „Sehr gut“. Am Anfang, sagte Herr Lühring, sei die Abgabe noch perfekt gewesen, aber im weiteren Verlauf der Prüfung wurde sie leider immer schlechter. Deshalb bekamen wir hier 8 Punkte.
Glücklich und erschöpft machten wir uns auf den Heimweg. Ich bin sehr stolz auf meine Kleine, denn als Anlagenprüfung ist die JP/R ja in erster Linie eine Prüfung des Hundes – der Hundeführer und antrainierte Leistungen spielen kaum eine Rolle. Nun ist amtlich, dass Frieda alle Anlagen mitbringt, die sie für die Ausbildung zur Jagd auf Niederwild braucht. Ich für meinen Teil bin jedoch auch froh, dass wir diesen Teil der Ausbilung nun erstmal wieder beenden können, um uns auf geordnetere, ruhigere Dinge zu konzentrieren. Ich bin mir nämlich sicher, dass andauerndes Schießen und Training mit Wild meine Dame ziemlich hochpushen würde – und gerade dagegen arbeite ich ja seit Monaten an. Nun kehren wir also zunächst zu den ebenfalls heiß geliebten Dummies zurück und widmen uns der weiteren jagdlichen Ausbildung, wenn Frauchen in dieser Hinsicht ebenfalls das nächste Ziel erreicht hat – den Jagdschein.
Zum Abschluss noch ein Foto vom gestrigen Abend: