Naja, eigentlich hieß es ja „Schnuppern im Forst“, aber das Schwitzen war auf dem gestrigen Workingstest in der Oberpfalz irgendwann die dominierende Tätigkeit.
Nach einer erstaunlich geruhsamen Nacht klingelte der Wecker um 6:05 Uhr (psychologische Kriegsführung – es war immerhin nicht 6:00 Uhr :-)). Frieda wollte gar nicht so recht aufstehen, ließ sich aber bald von dem regen Treiben um sie herum anstecken. Gefrühstückt, gepackt, losgefahren. Da die Straßen Sonntagsmorgens angenehm leer sind, blieb unterwegs sogar noch Zeit für einen Zwischenstopp, um Madame ein bisschen laufen zu lassen. Am Treffpunkt um 8 Uhr erwarteten uns jede Menge unbekannte und bekannte Gesichter, die Stimmung war gut.
Insgesamt waren 31 Teams gemeldet, Frieda und ich bekamen die Startnummer 4. Irgendwann ging es per Kolonne ab ins Gelände – es ist schon Wahnsinn, welcher Aufwand hinter einem Workingtest steckt und wie lang es dauert, bis alle Beteiligten angekommen und mit den wichtigsten Infos versorgt sind. Vor Ort wurden wir in drei Gruppen à ungefähr zehn Teams eingeteilt, die jeweils gemeinsam die ersten drei Vormittagsaufgaben bei den Richtern – Petra Beringer, Martin Kuse und Achim Beringer – durchlaufen sollten. Die Wartezeiten wurden so für die einzelnen Teams verkürzt, was sehr angenehm war.
Frank war als Helfer mitgekommen und wurde gleich an Station 1 Achim Beringer zugeteilt. Letztlich sollte ich ihn erst gegen 16 Uhr wiedersehen. Der arme Kerl hatte ganz schön zu schuften und verbrachte den Tag dummywerfenderweise im Wald.
Für meine Gruppe ging es gleich mit der ersten Aufgabe los. Richter war Achim Beringer, die Aufgabe begann im Fußlaufen auf einem Wiesenweg im Wald. Nach wenigen Metern raschelte ein Helfer rechts des Teams im Gebüsch, es folgte ein „Brr“ und das Geräuschh zweier fallender Dummies. Dabei war weiterhin konzentriertes Fußlaufen entlang des Weges gefragt. Wenig später fiel ein Schuss, woraufhin man stehen bleiben sollte, und ein Dummy wurde etwa zehn Meter vor das Team auf den Weg geworfen. Dieses durfte der Hund dann auf Freigabe des Richters zur Belohnung apportieren.
Wenn es denn etwas zu belohnen gab… Ich gebe es zu, ich war schon aufgeregt, als es an unsere erste Aufgabe ging. Frieda hatte bereits durch die Vorarbeit der anderen Team mitbekommen, dass auf dem besagten Waldweg irgendetwas Spannendes vor sich geht. Entsprechend habe ich schon auf dem Weg zur Aufgabe gespürt, dass sie einen gewissen Vorwärtsdrang hat und nicht gerade schön bei Fuß geht. Herr Beringer war sehr nett und hat mir noch mal in aller Ruhe die Aufgabe erklärt. Dann hieß es ableinen und los. Die ersten Meter liefen noch recht gut, auch wenn ich schon merkte, dass der Augenkontakt meiner Rakete zu wünschen übrig ließ. Vermutlich hätte ich sie schon frühzeitig mit einem Kommando erneut auf mich aufmerksam machen müssen, jedoch war ich durch die Vorgabe, möglichst wenige Kommandos zu geben, wie glähmt und habe den Dingen ihren Lauf gelassen. Als das Geraschel neben uns begann, sah alles noch ganz gut aus, aber dem „Brrr“ konnte Frieda nicht recht wiederstehen und ist eben mal einen Meter vorgegangen, um eine bessere Sicht nach rechts auf das Geschehen zu erhaschen. Nunja, ihre Schwanzspitze war noch auf meiner Beinhöhe, aber im Fußlaufen haben wir wohl ziemlich versagt. 🙂 Also musste doch ein Kommando her, um sie zurückzuholen. Nun folgten der Schuss und das Dummy. Der Schuss war unproblematisch, aber das Dummy…. In dem Abstand direkt vor uns auf den Weg? Unwiederstehlich! Ein aufgeregter Quietscher entfuhr der Maus, ihr Popo ging in die Höhe und sie eierte ein paar kleine Schritte nach hinten. Nach vorne traut sie sich ja nicht. Trotzdem kann auch das nach hinten wegweichen natürlich als Einspringen gewertet werden. Wieder neben mir sitzend kam sie kurz zur Ruhe, sodass ich sie schließlich noch schicken konnte. Trotz der Einfachheit der Markierung sah sie dann beim Einsammeln des Dummies auch noch ziemlich konfus aus- wir waren bei dieser ersten Aufgabe einfach beide noch viel zu aufgeregt. Zum krönenden Abschluss habe ich Frieda aus Reflex dann auch noch mit dem Dummy im Fang gelobt – oh, weh!
Für diese Aufgabe bekamen wir ein „gut“, wobei wir auf einem richtigen Workingtest natürlich mit Sang und Klang untergegangen wären. Arbeitweise, Markierfähigkeit und Apportierfreudigkeit wurden mit „sehr gut“ bewertet, Steadiness und Arbeitsweise (style) lediglich mit „gut“ – Herr Beringer meinte, Frieda hätte noch kein System in ihrer Arbeitsweise. Tja, es lief zunächst eben etwas chaotisch. Die Nachbesprechung war aber toll, die Richter haben sich am gesamten Tag viel Zeit für individuelles Feedback genommen. Die Fußarbeit war bei dieser Aufgabe unbestritten unsere große Schwäche, hier soll ich mit weniger Kommandos auskommen.
Mich persönlich hat vor allem beeindruckt, wie hilflos ich mich neben meinem Hund gefühlt habe, nachdem ich wusste, dass jedes Einwirken und jedes Kommando unerwünscht ist. Frieda hat mich einfach nicht angeschaut und ich konnte ja nicht wirklich etwas dagegen tun. 🙂 Also heiß es wohl weiterhin üben, üben, üben und langsam Hilfen abbauen, aber dieses Fazit der ersten Aufgabe ist wohl nicht sehr verwunderlich.
Die zweite Aufgabe war eine kleine Freiverlorensuche bei Petra Beringer. Aus dichtem Nadegehölz sollten wir den Hund in eine dicht bewachsene Schonung mit kleinen Bäumchen zum Suchen schicken, dabei sollten drei von neun ausgelegten Dummies geholt werden. Da die ersten Hunde das Gebiet nicht angenommen hatten, wurde die Aufgabe dahingehend vereinfacht, dass Frau Beringer zu Beginn eine für das Team gut sichtbare Markierung in das Suchengebiet warf, um dem Hund die Richtung vorzugeben. Erst danach hieß es, den Hund abzuleinen. Es folgten zwei Schüsse rechts und links vom Suchengebiet. Anschließend durften wir den Hund nach der Freigabe des Richters schicken. Ich schickte Frieda drei Mal mit „Such“ und es… lief. Zack, zack, zack. Obwohl wir die Pfeife ausdrücklich benutzen durften, habe ich nur beim letzten Apport gepfiffen, ansonsten ist Frieda jede Mal sofort nach dem Finden zu mir zurückgekommen. Tauschgefahr war vorhanden, aber die Maus hat die anderen Dummies jede Mal prima ignoriert. Für diese Aufgabe gab es ein „Vorzüglich“ und Frau Beringer war sehr zufrieden. Nach Abgabe der Schüsse hatte Frieda einen so winzig kleinen Fiepser geäußert, dass sie meinte, er sei kaum hörbar gewesen und würde deshalb nicht zu einer Null führen. Trotzdem soll ich dieses Verhalten im Training nicht dulden. Ay, wird gemacht.
Die dritte Aufgabe bei Martin Kuse kombinierte wieder eine Einzelmarkierung mit Steadiness und Fußarbeit. Oh, Schreck! Zunächst fiel ein Schuss und eine Markierung gut sichtbar in etwa 25 Metern (?) Entfernung im Wald vor Hund und Hundeführer. Danach sollte man mit dem Hund im Fuß über zwei Baumstämme etwa fünf Meter in Richtung der Markierung gehen. Von hier aus durfte der Hund selbständig weiter zum Apport geschickt werden. Ich hatte Schlimmstes befürchtet, doch es kam ganz anders. Nach der Markierung schaute Frieda mich wie geübt endlich an, ich konnte ihr das Fußkommando geben, und obwohl sie sichtlich angespannt war, lief sie still und konzentriert mit mir geradeaus. Lediglich, dass ich irgendwann dann auch wieder stehenblieb, bekam sie nicht sofort mit, und musste sich an dieser Stelle ein wenig nach hinten korrigieren. Schicken, aufnehmen, zurückbringen, abgeben. Das sind ja weniger unsere Baustellen.
Auch für diese Aufgabe bekamen wir ein „Vorzüglich“, sogar im Fach „Steadiness“. Einzige Anmerkung war, dass wir weiterhin an der Fußarbeit dran bleiben sollen. Jaaaaaaa, das wird wohl das Fazit des Tages werden…
Die Vormittagsaufgaben lagen hinter uns, und nach der Ernüchterung der ersten Aufgabe war ich mit unserer weiteren Leistung sehr glücklich. Allerdings dämmerte mir mal wieder, dass bei uns in der Tat alles das super läuft, was Frieda mehr oder weniger selbständig erarbeiten kann (Stichwort: Suche), während alles andere noch ziemlich verbesserungsbedürftig ist. Wie so oft ist hier der Mensch das kaputte Rad am Wagen. Mmmpf.
Während es in den ersten Stunden des Tages noch sehr angenehm im Wald gewesen war, breitete sich mittags die große Hitze aus. Die angekündigten 30°C wurden wahr und zudem war es sehr, sehr schwül. Glücklicherweise gabe es einen Tümpel, in dem sich die Hunde abkühlen konnten. Die Menschen hingegen schwitzten aus allen Poren. Hätte man mich am Ende das Tages gegen eine Wand geschmissen, wäre ich sicherlich kleben geblieben. In der Mittagspause wurde für alle gegrillt, die Stimmung war dann und in den Wartezonen sehr entspannt und freundlich.
Für uns ging es anschließend mit der vierten Aufgabe bei Martin Kuse weiter. Ein 2er Walk-up der etwas anderen Art. Jeweils zwei Team sollten hintereinander einen Waldpfad entlanglaufen, wobei der erste Hund unangeleint, der zweite angeleint bleiben sollte. Nach wenigen Metern fiel ein Schuss, zu dem sich das erste Team hindrehen sollte, um anschließend die fallende Markierung zu beobachten, auf die der Hund geschickt über einen kleinen Bachlauf geschickt wurde. Anschließend tauschten die Team ihre Position im Walk-up und es fiel eine neue Markierung für das zweite Team an einer anderen Stelle.
Frieda und ich durften als erste ran. Die Fußarbeit war hier mal wieder grottig. Irgendwie war Madame noch nicht recht aus der Mittagspause zurück und guckte mal hier und mal da, anstatt sich auf mich und das Fußlaufen zu konzentrieren. Als der Schuss fiel, versuchte ich mich mit ihr zu drehen, doch letztlich saß sie quer vor mir in Laufrichtung. Dabei hatten wir das sooooo viel geübt und es klappte immer so toll! Grrrrrrrh. Anstatt sie trotzdem nach der Freigabe zu schicken, was ich nach Herrn Kuses Aussage wohl hätte machen müssen, habe ich ihre Position noch korrigiert – das konnte ich einfach nicht auf mir sitzen lassen! Der Apport lief hingegen wieder gut – in Nachhinein habe ich erfahren, dass viele Hunde die Gelegenheit nutzten, sich mit oder ohne Dummy im Fang im Bachlauf in aller Ruhe die Füße zu kühlen. Wenigsten hier hatten wir keinerlei Probleme.
Für die Aufgabe gab es immerhin noch ein „Sehr gut“, aber die Sache mit dem Fußlaufen fing langsam an, mir gehörig auf den Keks zu gehen.
Die fünfte und vorletzte Aufgabe bei Petra Beringer war eine Einzelmarkierung über zwei Gräben im Wald. Die Schwierigkeit bestand hier in den Geländeübergängen und tatsächlich taten sich viele Hunde schwer. Am Startpunkt fiel der Schuss und die Markierung. Frieda war mucksmäuschen still! Auf die Freigabe hin schickte ich sie los. Der erste Graben war noch keine Hürde, beim Erklimmen des Hügels nach dem zweiten fing sie dann langsam an zu suchen: Hier muss das dumme Ding doch irgendwo sein! Trotzdem kam sie nicht von ihrer Linie ab und suchte sich in immer noch hohem Tempo an das Mark heran. Zack, zurück. Insgesamt meisterte Frieda die Schwierigkeiten gut, Frau Beringer gab mir aber den Tipp, vermehrt Markierungen mit Geländeübergängen im Training zu üben. In allen Fächern außer Markierfähigkeit gab es bei dieser Aufgabe für uns Bestnoten.
Die letzte Aufgabe wurde erneut von Achim Beringer gestellt. Obwohl es natürlich blöd von mir ist, war ich nach unserem ersten bescheidenen Auftritt bei ihm irgendwie doch wieder nervös. Die Aufgabe bestand in einem beschossenen (quasi-)Blind, dass direkt vor der Wasserkante des Hundebadetümpels lag. Uffz. Man nahm als Team am Startpunkt Aufstellung. Anschließend lief der erste Helfer parallel zur Wasserkante etwa 20 Meter vor Hund und Hundeführer entlang und ließ auf der Höhe des Team ein Dummy in die Wiese fallen. Anschließend nahm der zweite Helfer den selben Weg und gab einen Schuss auf der Höhe des Dummies ab. Nun durfte man den Hund schicken. Da es sich ja um ein Blind handelte, schickte ich Frieda mit „Voran“. Frieda sah das aber anders. Da war doch Herrchen irgendwo! Jaaaa, der erste Helfer, der das Dummy fallen ließ, war Frank. Und was macht der jetzt da in hinter dem Busch? Mal nachschauen gehen. Nachdem Frieda kurz den Helfern „hallo“ gesagt hatte, erfolgte die Kontrolle, ob das Wasser, in dem sie noch kurz zuvor gebadet hatte, denn noch da sei. An diesem Punkt habe ich die Pfeife ausgepackt und ordentlich hineingeblasen: TÜÜÜÜÜÜÜT, TÜÜÜÜÜT! Und weil das ja nicht genug war, schickte ich noch einen empörten Brüller hinterher. Tatsächlich ließ sich Frieda so von ihrem Badevorhaben abbringen (sie war noch nicht drin), kam aber nicht direkt zu mir zurück, sondern sammelte noch mal eben das öde Dummy ein, von dem sie wohl nur zu gut wusste, wo es befand. Trotz allem bekamen wir für die Aufgabe noch ein „Sehr gut – vorzüglich“, was aber sicherlich als freundliche Geste zu werten ist. Herr Beringer riet mir dann noch, nicht all meinen Frust in die Pfeife zu packen: „Es bringt ihnen ja auch nichts, wenn am Ende ein kleiner Vulkan aus der Pfeife kommt.“ Hmmm, Recht hat er.
Danach waren Frieda und ich komplett bedient. Es war heiß, es war lang, es war aufregend. Zurück am Gasthof wurden die Urkunden verteilt, wir erhielten das Gesamtprädikat „Sehr gut“, wie die meisten anderen auch. Ein paar „vorzügliche“ und „gute“ Hunde gab es jedoch auch. Auf der Heimfahrt berichtete Frank ausführlich von seinen Erfahrungen als Helfer. Glücklicherweise war er mir nicht böse, dass ich ihn eigenmächtig zu „Den-ganzen-Tag-bei-Hitze-im-Wald-rumstehen“ angemeldet hatte. Den Berichten konnte ich entnehmen, dass Frieda und ich wohl nicht die größten Chaoten an diesem Tag waren. Erneut war es außerdem spannend zu hören, wie unterschiedlich die Hunde arbeiteten.
Und was wir jetzt machen? Erstmal ausruhen. Ausgiebigst. Und dann weiter üben. Fußlaufen und so.